An der Moorbreede sprach Middelberg darüber, dass ein angemessenes Wohnumfeld wichtig für die Integration der Menschen vor Ort sei: „Der aktuelle Bedarf zeigt, dass mittelfristig eine neue zentrale Unterkunft errichtet werden muss. Eventuell sogar eine zweite als Ersatz für die abgängige Unterkunft an der Moorbreede 5.“ Immerhin sei die neue Unterkunft bereits zur Hälfte belegt. Hier seien die Kommunen noch stärker auf finanzielle und planerische Unterstützung von Bund und Land angewiesen.

Schulze: „Die Integrationsarbeit und besonders die ehrenamtliche Unterstützung durch Mitbürgerinnen und Mitbürger in der Flüchtlingshilfe Lotte sind beispielhaft. Ziel ist und bleibt es aus meiner Sicht, trotz des angespannten Wohnungsmarktes, die geflüchteten Menschen dezentral in der Gemeinde zu verteilen, um eine bessere Integration zu ermöglichen.“ Dafür würde sie in Berlin mit Arbeitsminister Hubertus Heil und Innenministerin Nancy Faeser eng zusammenarbeiten. Eine Möglichkeit seien staatliche oder kommunale Wohnungsbaugesellschaften.

Anschließend besuchte Schulze die in unmittelbarer Nähe zu den Unterkünften gelegene Flüchtlingshilfe. „Die kommunale Ebene ist ganz zentral. Hier in Lotte wird deutlich, wie sehr sich die Kommunen darum bemühen, Flüchtlinge so gut wie möglich unterzubringen. Die Flüchtlingshilfe in Lotte zeigt: Integration lebt von ehrenamtlichem Engagement. Hier haben die Menschen konkrete Ansprechpartner, die Fahrradwerkstatt und Kleiderkammer geben den Flüchtlingen die Möglichkeit, mit den Menschen vor Ort in Kontakt zu kommen“, sagt Schulze.

Coße ergänzt: „Ohne das ehrenamtliche Engagement, wie wir es hier beispielhaft in Lotte sehen, wäre die Situation für viele Flüchtlinge deutlich schlechter. Sie wären alleine gelassen und mit Abläufen und der Bürokratie in der Gemeinde und den anderen Behörden überfordert.“ Auch Schulze wisse über die Schwierigkeiten beim Ausfüllen von Anträgen und Formularen, die man selber kaum verstehe.

In der anschließenden Diskussion im Haus Hehwerth stand die kommunale Entwicklungspolitik im Vordergrund. Schulze: „Ob wir bei der Bewältigung des Klimawandels oder der Aufnahme und Integration von Flüchtlingen vorankommen – die kommunale und die globale Ebene haben viel mehr miteinander zu tun als man manchmal glaubt.“ Daher müsse sich Deutschland auch international partnerschaftlich bewegen. „Wir benötigen Rohstoffe, Sonne und Wind aus anderen Ländern, sind aber umgekehrt eine Exportnation.“ Außerdem sprachen Schulze und Middelberg über die Förderung von Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Dächern, die Gewinnung von Fach- und Arbeitskräften sowohl hierzulande als auch im Ausland und wie der Bund die Kommunen beispielsweise bei Hilfstransporten und der Kooperation im Bildungs- und Ausbildungsbereich mit anderen Ländern unterstütze.

Fotos: Frank Diederich

„Wir kennen uns bereits seit 2017, als ich in die SPD Lotte eingetreten bin und mir Jürgen als Fraktionsvorsitzender der Kreis SPD mein Parteibuch überreicht hat“, erinnert sich Middelberg. Nun habe sich Philip Middelberg bei seinem Besuch in Berlin einen Eindruck über die Arbeit von Jürgen Coße im Bundestag verschafft. „Bei Jürgen weiß ich, dass er sich viel Zeit für seinen Wahlkreis nimmt und so auch ständig die Stimmen der Bevölkerung mit nach Berlin trägt.“

Seit 2017 seien die beiden zu verschiedenen Themen aus dem Kreistag und bei Wahlkampfveranstaltungen immer im Austausch geblieben. Auch über die Vorstandstätigkeit im SC Halen hatte Philip Kontakt zu Jürgen als Vorstandsmitglied des Kreissportbundes Steinfurt. Middelberg: „Jürgen ist mit seinen langjährigen Erfahrungen im Kreistag und auf Kommunalebene eine wichtige Stimme für Lotte und die Tecklenburger Kommunen im Bundestag. Ich finde es wichtig, einen engen Austausch auch zur Bundesebene zu haben, um dort die Sorgen und Probleme unserer Gemeinde vortragen zu können.“

Jürgen Coße kündigte dann auch gleich seinen Gegenbesuch in der Gemeinde Lotte an. Coße: „Lotte hat im Kreis Steinfurt die besondere Randlage zu Niedersachsen. Bei vielen Themen ist ein enger Austausch zu den niedersächsischen Nachbarkommunen wichtig. Dabei kann ich auch auf meine Bundestagskollegin Anke Hennig aus Bramsche und den Bundestagskollegen Manuel Gava aus Osnabrück zählen."

Mit großer Unterstützung seiner Partei ist der Lotteraner Philip Middelberg dann auch am Montag einstimmig zum SPD-Kandidaten für die Bürgermeisterwahl in Lotte am 10. September gewählt worden. Bei der Mitgliederversammlung im Haus Hehwerth haben ihm alle anwesenden stimmberechtigten SPD-Mitglieder ihre Stimme gegeben. Middelberg dankte allen für das Vertrauen in ihn: „Ich bin sehr glücklich und froh über die große Unterstützung meiner Parteigenossinnen und -genossen. Natürlich habe ich auch großen Respekt vor dem Amt und mir gründlich überlegt, ob und warum ich das Amt ausüben möchte. Es gibt mir die Chance Politik, Verwaltung, Ehrenamt und Bürgerkontakte miteinanderzu verbinden.“

Mit 32 Jahren sei Middelberg noch ein verhältnismäßig junger Bürgermeisterkandidat und wäre wohl der jüngste Bürgermeister im Kreis Steinfurt. „Ich saniere gerade gemeinsam mit meiner zukünftigen Frau in Halen ein Haus, arbeite seit 13 Jahren im Polizeivollzugsdienst und würde sagen, dass ich mitten im Leben angekommen bin“, sagt Middelberg. Er verwies im Hinblick auf sein Alter auf ein Zitat des englischen Erzählers und Dramatikers William Somerset Maugham: Wenn man genug Erfahrungen gesammelt hat, ist man zu alt, sie auszunutzen. „Ich habe also noch viel Zeit, um Dinge zu verändern und weiterzuentwickeln“, sagt Middelberg augenzwinkernd.

Aber auch ernsthaft möchte Middelberg als Bürgermeister Probleme diplomatisch und mit den dafür nötigen Rechtskenntnissen angehen, die er im Laufe seiner beruflichen Laufbahn gesammelt habe. Middelberg: „Ich kenne die Gemeinde sehr gut, bin in vielen Vereinen ehrenamtlich aktiv und kommunalpolitisch seit 2018 zunächst als Sachkundiger Bürger und seit 2020 als Ratsmitglied und Vorsitzender im Haupt- und Finanzausschuss aktiv. Ich möchte dabei ehrlich und authentisch sein.“

Schon als Jugendlicher sei Middelberg politisch interessiert gewesen und habe 2008 am 1. Jugendlandtag Nordrein-Westfalens in Düsseldorf und im Jugendsenat in Westerkappeln teilgenommen. „Inhaltlich möchte ich die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Gemeinde noch weiter verbessern, so dass noch mehr Menschen darüber informiert werden, was hier eigentlich alles so passiert. Außerdem möchte ich die Lotter Vereine näher zusammenbringen und miteinander vernetzen. Jeder macht oft sein eigenes Ding, aber von einem gemeinsamen Austausch können die Vereine sicherlich sehr profitieren.“

Weitere wichtige Themen seien der Ausbau der Grundschulen und Offenen Ganztagsschulen in den Ortsteilen, die Schaffung von sozialem und bezahlbarem Wohnraum für Familien und ältere Menschen, die sich räumlich verkleinern möchten. „Wir müssen weiter im Ausbauerneuerbarer Energien vorangehen, etwa mit Erd- und Luftwärmepumpen und den ÖPNV attraktiver machen. Bei all den Themen müssennatürlich auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung mit ihrem Wissen mit einbezogen werden. Das ist mir ganz wichtig, denn auf ihr Wissen bin ich auch angewiesen.“

Die zweite stellvertretende Bürgermeisterin und SPD-Vorstandsmitglied Helga Strübbe gratulierte Middelberg mit den Worten „Du wirst es schaffen!“. Auch SPD-Fraktionsvorsitzender Thomas Giebel gratulierte Middelberg zur Wahl. „Du weißt, was Engagement heißt und du machst es für die Menschen und für die Gemeinde“, gratulierte auch Adrian Schäfer (SPD), Bürgermeister in Hasbergen, der extra für die Wahl von Philip Middelberg aus der Niedersächsischen Nachbargemeinde über die Landesgrenze gekommen war. Schließlich gab auch das Ratsmitglied Horst Petersson Middelberg noch seine guten Wünsche mit auf den Weg: „Du bist sehr nah an den Leuten, du bist bodenständig. Du kennst Lotte so gut wie kein anderer Bürgermeisterkandidat.“